Ortsblatt Neustadt Neustadt/Neuschönefeld
'09.98
v.l.n.r. Peter Korfmacher von der
LVZ, Galeriechef Klaus Eberhard, Herbert Blomstedt, Arnd Schultheiß
und Kunsthistoriker Rainer Behrends.
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Zu Gast im Leipziger Osten: Herbert
Blomstedt
Der Leipziger Osten ist nicht für seine kulturelle Vielfalt
bekannt. Zu Unrecht, denn es gibt eine Reihe von Konzerte, Ausstellungen
und anderen kulturellen Aktivitäten, die dem gemeinsamen
Bemühen von Vereinen, Kulturamt und vieler engagierter
Mitbürger zu verdanken sind.
Ein Höhepunkt dieses kulturellen Lebens war der Besuch
des neuen Gewandhauskapellmeisters in der Galerie Leipziger
Hof.
Am 06. September folgte Herbert Blomstedt der Einladung zu einem
Podiumsgespräch. Anlaß dazu bot die neue Ausstellung
von Arnd Schultheiß "Bilder aus dem Gewandhaus".
Als am Sonntagnachmittag die Galerie geöffnet wurde, war
der Andrang entsprechend groß. Die Sitzplätze reichten
nicht aus, obwohl man sogar Stühle vom benachbarten Freisitz
holte.
Trotz oder vielleicht wegen der Enge herrschte eine freundliche
beinahe familiäre Stimmung, als die Gäste auf dem
Podium Platz nahmen: Arnd Schultheiß, der Kunsthistoriker
Rainer Behrends, der Galeriechef Klaus Eberhard , Peter Korfmacher,
Musikkritiker der LVZ sowie der Moderator des Gesprächs
und Herbert Blomstedt. Was haben nun Malerei und Musik, was
haben Schultheiß und Blomstedt gemeinsam?
Letzteres läßt sich schnell beantworten. Als Kulturbeigeordneter
Giradet im vergangenen Jahr zu einem ersten "konspirativem"
Sondierungsgespräch zu Herbert Blomstedt nach Schweden
fuhr, hatte er als Geschenk eine Zeichnung von Schultheiß
im Gepäck. Sie zeigte Igor Markevitsch. Man muß wissen,
daß der Dirigent Igor Markevitsch ein langjähriger
Lehrer von Herbert Blomstedt war. Es ist nicht bekannt, wieviel
diese Geste dazu beigetragen hat, daß Blomstedt an die
Pleiße kam, aber beeindruckt sei er schon gewesen, berichtete
er.
Beim Galeriegespräch gab es eine erneute Überraschung
für den Dirigenten. Klaus Eberhard überreichte ihm
gemeinsam mit Arnd Schultheiß eine Zeichnung, die Leonard
Bernstein darstellt, einem Vorbild des neuen Gewandhauskapellmeisters.
Dies war Anlaß für Herbert Blomstedt von seinen Lehrern
zu berichten. Er sprach ruhig und konzentriert, mit einer Prise
Humor und Augenzwinkern. So ging oft ein Lachen und Beifall
durch das Publikum, wenn er Anekdoten erzählte.
Fragen gibt es natürlich auch an Arnd Schultheiß.
Wie kommt man dazu, Musik zu malen und wie geht das? Schultheiß
berichtet, daß er aus einem musikalischen Elternhaus stammt.
Später aber wandte er sich der bildenden Kunst zu. Die
Begeisterung für Musik versucht er auf Papier zu bannen.
So hat Arnd Schultheiß mittlerweile auf 2500 Blättern
und in drei großen Zyklen immer wieder Gewandhausmusiker,
Dirigenten und Solisten dargestellt. Ein Stück Musikgeschichte
Leipzigs ist damit auf besondere Weise dokumentiert.
Es war ein angenehmer Nachmittag in der Galerie Leipziger Hof.
Das Publikum hatte die Gelegenheit, zwei Künstler, den
Leipziger Maler und den schwedischen, international berühmten
Dirigenten bei einem interessanten Gespräch kennenzulernen.
Gerade die auf dem ersten Blick ungewöhnliche Verbindung
von Malerei und Musik eröffnete neue Blickwinkel und läßt
auf weitere Veranstaltungen dieser Art hoffen. |