S�ddeutsche Zeitung     14.05.2007


R�pelhafte Geschichtsvergessenheit

Werner T�bkes Leipziger Wandgem�lde "Arbeiterklasse und Intelligenz" soll ein "Gegenbild" bekommen. Auftraggeber ist der Schriftsteller Erich Loest

Der Schriftsteller Erich Loest hat bei dem Leipziger Maler Reinhard Minkewitz einen Entwurf f�r ein monumentales Wandbild in Auftrag gegeben, das seit kurzem als "Gegenbild zu T�bke" Furore macht. Der M�zen hat sich eine k�nstlerische Antwort auf das allegorische Wandbild "Arbeiterklasse und Intelligenz" ausdr�cklich gew�nscht, das Werner T�bke 1970 bis 1972 im Staatsauftrag f�r die Vorhalle des Rektorats im damals neu erbauten Universit�tsgeb�ude am Augustusplatz schuf.

Dort hing es ungest�rt bis zum April vergangenen Jahres. In der Obhut der Kunstodie harrt es einer weiteren Verwendung im geplanten Neubau oder auch in den Sammlungen der Universit�t. Ungeachtet einer Ausstellung j�ngst im Museum der Bildenden K�nste zum zeit- und kunsthistorischen Kontext des Werks kritisiert Loest eine nach seiner Ansicht verbreitete "r�pelhafte" Geschichtsvergessenheit von Universit�t und �ffentlichkeit. T�bke, so klagt er, verherrlichte Kraft, die "die vom B�rgertum geschaffene Universit�t" und damit die "humanistische Seele Leipzigs" zerst�rten. Dabei verweist er besonders auf zwei dargestellte Personen: den Ersten Sekret�r der Leipziger SED, Paul Fr�hlich, und den Oberb�rgermeister Walter Kresse, die 1968 die Sprengung des historischen

Universit�tsgeb�udes und der Paulinerkirche verantworteten.

Loest hatte nach einem Maler gesucht, "der es auf sich nehmen wollte, die Opfer der Karl-Marx-Universit�t zu w�rdigen". Unterst�tzt hat ihn auch der Physiker und Eigent�mer des Galerie-Hotels-Leipziger Hof, Klaus Eberhard, in dessen Haus der Entwurf nun erstmals f�r kurze Zeit �ffentlich zu sehen ist (bis 15. Mai). Mit der Leipziger Universit�tsleitung wollen Loest und Minkewitz verhandeln, ob in zwei Jahren Minkewitz� Triptychon, "Aufrecht stehen" benannt, die Nachbarschaft zu T�bke einnehmen k�nnte. Das Werk w�re mit zehn Metern L�nge geringf�gig kleiner als T�bkes Wandbild.

Reinhard Minkewitz ist f�r ein Werk von literarisch-geistesgeschichtlichem Anspruch bekannt; so hat er einen Zyklus zum Gilgamesch-Epos geschaffen. In "Gegnerschaft zu T�bke" m�chte er sich selbst nicht sehen, er will sein Werk als ein "Requiem" verstanden wissen. Er erkennt auch k�nstlerische Werte und unterschwellige Distanz zum Propaganda-Auftrag in T�bkes Werk.

Minkewitz l�sst in seinem Entwurf �tragische Schicksale� agieren, die in der Nachkriegszeit unter die R�der stalinistisch gepr�gter Bildungspolitik gerieten. Damit wird der Zeit-



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